Podiumsdiskussionen
Vergangene Termine
-
Leiden an Unwahrheiten? Warum wir Wahrheit brauchen. Eine Diskussion zwischen Michael Hampe, Olivia Erna Maegaard Nielsen, Tammo Lossau und Jonas Trochemowitz
-
35 Jahre Friedliche Revolution – Quo Vadis DDR-Erinnerungskultur in Hamburg
-
Was ist „Osteuropa“? Geschichte und Gegenwart eines widersprüchlichen Konzepts
Seit der totalen Invasion der russischen Armee in der Ukraine ist der Begriff „Osteuropa“ allgegenwärtig – ob in Social-Media-Posts oder Feuilletontexten: Alle reden über „Osteuropa“. Aber was bedeutet „Osteuropa“ eigentlich? Wer gehört dazu und wer nicht? Wie sinnvoll ist es, Russland, Polen, Tschechien und die Ukraine in eine Kategorie zu stecken? Gibt es „gute“ Osteuropäer*innen, die in der EU und NATO sein dürfen, und „schlechte“, die außen vor bleiben (müssen)?
Diese und andere Fragen wollen wir gemeinsam mit unseren Gäst*innen diskutieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Widersprüche, die das Konzept „Osteuropa“ prägen – ein Konzept, dessen Bedeutung täglich zwischen westlichen Vorstellungen und einer Vielzahl komplexer Identitäten verhandelt wird
-
Wein aus Südafrika: Koloniale Ursprünge und transnationale Kämpfe
Seit 1658 wird in Südafrika Wein angebaut. Dieser Weinanbau war von Anfang mit dem europäischen Kolonialismus verknüpft: Europäische Seefahrer tranken den Wein, den Versklavte auf Plantagen anbauen mussten. Koloniale Kontinuitäten von Rassismus, Kapitalismus und Patriachat ziehen sich durch die Apartheid bis in die Gegenwart und wirken sich bis heute auf die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen aus: Für Arbeiter:innen bedeutet das geringe Löhne, schlechte Arbeitssicherheit und die Verletzung grundlegender Arbeitsrechte. Besonders betroffen sind migrantische Arbeiter:innen und Frauen. Die großen deutschen Einzelhändler und Weinimporteure profitieren von den niedrigen Preisen.
Seit Jahrhunderten kämpfen die Arbeiter:innen auf den Plantagen – zu Beginn Versklavte, heute Lohnarbeiter:innen – immer wieder für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. 2020 haben sich die südafrikanischen Landarbeiter:innen der Gewerkschaft CSAAWU hierfür mit den Einzelhandelskolleg:innen der großen Einzelhandelsunternehmen in Deutschland zusammengeschlossen und kämpfen jetzt gemeinsam entlang der globalen Lieferkette Wein für ein besseres Leben. Daraus entstanden ist ein weltweit einzigartiges Verhandlungsmodell bei dem Verhandlungen mit den Unternehmen die Beschäftigten gemeinsam Druck auf die Einkäufer und Zulieferer ausüben. Zwei Landarbeiter:innen und ein Gewerkschafter aus Südafrika, sowie ein Gewerkschaftler und eine Wissenschaftlerin aus Deutschland werden über diese neue Form der Organisierung entlang der Lieferkette berichten und dabei einen Einblick in den Weinanbau in Südafrika und zum Stand von Arbeitskämpfen entlang von Lieferketten geben.
-
Orality in Philosophy
The role of orality in philosophy is an old and intriguing topic. Some have claimed that philosophy cannot exist as an oral tradition because sophisticated thought presupposes a written form. Others (including Plato) have claimed that writing destroys memory. Still others have formulated central statements in catchy aphorisms and proverbs that are easy to memorise and immediately invite you to unfold their meaning: „You cannot enter the same river twice.“ Fortunately, however, we can enter into discussion with Souleymane Bachir Diagne, Anke Graneß & Lindokuhle Shabane, to unfold the role of orality in philosophy, especially in an African context where oral traditions have always played a crucial role.
-
Widersprechen gegen das Vergessen. Tschechoslowakische Zwangsarbeiter*innen in der Region Bremen
Zwangsarbeiter*innen aus dem besetzen Gebieten der damaligen Tschechoslowakei („Protektorat Böhmen und Mähren“) zählen zu den unsichtbarsten Opfer nationalsozialistischer Verbrechen in und um Bremen.
Die Spuren dieser Gruppe von Häftlingen zu finden ist sehr schwierig, trotzdem wollen wir auch die tschechischen Zwansgarbeiter:innen mehr in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung in Bremen stellen und dem Vergessen widersprechen. Dazu kommen bei einer öffentlichen Veranstaltung Aktuer:innen verschiedener Institutionen und Initiativen zu einem Werkstattgespräch zusammen, um den Wissensstand zu diskutieren und zu versuchen mögliche Ansätze finden, gemeinsam in dieser Frage weiterzuarbeiten.
Im Anschluss der Diskussion wollen wir zu einem Konzert mit der tschechischen Band Monika Načeva und Zdivočelí koně einladen im Gedenken an die tschechischen und slowakischen Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen in Bremen und Umgebung.
-
Wie weiter nach den Parlamentswahlen in Spanien?
Die Podiumsdiskussion findet auf Deutsch und Englisch mit Simultanübersetzung statt.
Nach den jüngsten Wahlen in Spanien zeichnete sich eine Pattsituation ab, in der weder die PP- noch PSOE-geführte Wunschkoalition eine Mehrheit hinter sich vereinen konnte. Zum plötzlichen Königsmacher in den Gesprächen um die Regierungsbildung avancierten die katalanischen Nationalisten von links und rechts, die letztlich die Wiederwahl von Pedro Sánchez als Ministerpräsident im Gegenzug für ein umstrittene Amnestie für katalanische Unabhängigkeitsvertreter ermöglichten.
-
Widersprüche der Erinnerungskultur. Die Realität der postmigrantischen Gesellschaft anerkennen?
Die deutsche Gesellschaft ist stark von Migrationsbewegungen und dadurch von einer Vielstimmigkeit an Vergangenheits- und Erinnerungsnarrativen geprägt und die hier lebenden Menschen stützen ihre Identitäten auf unterschiedliche kulturelle Praktiken des Erinnerns. Das sog. Kollektive Gedächtnis einer ganzen Gesellschaft ist also von jeher ein von Widersprüchen gekennzeichnetes Konstrukt, das zwar den Anschein einer kohärenten Entwicklung, ähnlich einer Biografie, zu erwecken versucht, diesem aber nie wirklich gerecht werden kann. Daher muss, um Widersprüche und die daraus eventuell resultierende Konflikt so gering wie möglich zu halten, der Inhalt eines jeden kollektiven Gedächtnisses gruppiert, sortiert und priorisiert werden.
Eine dieser in Deutschland omnipräsenten Widerspruchskonstellationen ist die Erinnerung an die Shoah, die zwischen ritualisierten „Nie Wieder“ und der Forderung nach einem „Schlussstrich“ und zwischen Aushandlungen von Schuld und Versöhnung zwar immer wieder als Musterbeispiel der Aufarbeitung genannt, aber auch mindestens genauso oft kritisiert wird.
So erklärte der Publizist und Lyriker Max Czollek die deutsche Erinnerungskultur kürzlich zu einem „Versöhnungstheater“, das zwei Rollen vorsieht: Die Täter*innen, denen vergeben wird und die Opfer, die zu vergeben haben. Die Realität der postmigrantischen Gesellschaft bringt dieses einstudierte deutsche Schauspiel jedoch durcheinander, denn längst umfasst die Gesellschaft vielschichtige Perspektiven und Biographien, die sich nicht in dieses dichotome Feld einsortieren lassen. Daher wollen wir bei dieser Veranstaltung darüber sprechen, inwiefern das Versöhnungstheater darauf abzielt, die Widersprüche der postnazisitischen Gesellschaft aufzulösen und gleichzeitig an der Realität der postmigrantischen Gesellschaft scheitert. Was das für die deutsche Erinnerungskultur in der Praxis bedeutet und welche Herausforderungen aber auch Chancen das mit sich bringt, das wollen wir diskutieren.
-
Constitution and/or Declaration. Discussing the Question of the (Linguistic) Construction of Contradictions
-
Afrospanish Literature. Between Activism and Creating References