Portraitfoto Dr. Katrin Antweiler

Dr. Katrin Antweiler

Erinnerung als soziale Norm? Paradoxien des kollektiven Gedächtnisses in der postmigrantischen Gesellschaft

Das aus den Lehren aus dem Nationalsozialismus abgeleitete „Versprechen der pluralen Demokratie“ bringt bis heute immer neue Widersprüche hervor, denn die im deutschen Grundgesetz verankerte Norm der Gleichheit aller und die von vielen Menschen erlebte Ausgrenzung und Desintegration stimmen oftmals nicht überein. Mein Projekt nimmt diese Dissonanz zum Ausgangspunkt und untersucht in Form einer multi-sited Ethnography zivilgesellschaftliche Initiativen, die seit 2015 nach Deutschland geflüchteten Menschen Bildungsangebote zum Holocaust machen. Ausgehend von der These, dass Holocaust-Erinnerung gleichermaßen Werte der deutschen Gesellschaft zu vermitteln wie auch aus der National-Kultur auszugrenzen vermag, untersucht das Projektes aktuelle Formen und Funktionen von Holocaust-Bildungsprogrammen für Geflüchtete, um herauszuarbeiten, wie Paradoxien der pluralen Demokratie anhand dieser Erinnerungspraktiken ausgehandelt werden.

Forschungsinteressen

  • Memory Studies, hier insbesondere Holocaust Erinnerung, Erinnerung an Genozid sowie Multidirektionale Erinnerung und globale Erinnerungsnarrative, Museum Studies
  • Contradiction Studies, insbesondere widersprüchliche kulturelle Praktiken sowie kulturelle Praktiken zur Harmonisierung von Widersprüchen, u.a. durch Citizenship Education
  • Globale Gouvernementalität, vor allem in Hinblick auf dekoloniale Perspektiven zu Menschenrechten und Vermenschenrechtlichung, Internationale Beziehungen und Sicherheitstechnologien

Vita

  • 2022
    Doktor Phil an der Justus-Liebig-University Gießen
    Titel des Projekts Memorialising the Holocaust in Human Rights Museums. A Comparative Analysis of Memory as a Means of Government.
  • 2017–2022
    Promotionsstipendiatin des International Graduate Center for the Study of Culture (GCSC)/ Exzellenz Initiative.
  • 2021
    Junior Fellowship am Zentrum für Holocaust Studien des Münchener Instituts für Zeitgeschichte.
  • 2019
    DAAD Forschungsstipendium für Doktorandinnen.
  • 2018–2022
    Co-Sprecherin der GCSC’s Research Area 1: Cultural Memory Studies.
  • 2016–2017
    Research Track Stipendium der Humboldt Graduate School.
  • 2013–2016
    M.A. Kulturwissenschaft, Humboldt Universität zu Berlin.
  • 2009–2013
    B.A. Kulturwissenschaften und Gender Studies, Universität Bremen.
  • Seit 2017 Mitglied der Memory Studies Association sowie deren Arbeitsgruppe Critical Thinking on Memory and Human Rights

Publikationen

Monographie

  • Memorialing the Holocaust in Human Rights Museums, 2023. Berlin: De Gruyter

Artikel (peer-reviewed)

Buchkapitel und Onlinepublikationen

Rezensionen

  • “Efforts in Futurity beyond Reconciliation” [review of: Chavez, Y./Mithlo, N. M. (Hg.). Visualizing Genocide. Indigenous Interventions in Art, Archives, and Museums]. In: International Affairs 99(6), 2023, pp. 2522-23 https://doi.org/10.1093/ia/iiad265
  • Erinnerungskultur im Spannungsfeld zwischen universellen und partikularen Perspektiven [Rezension von: Natan Sznaider, Fluchtpunkte der Erinnerung. Über Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus. Berlin, Hanser Literaturverlage 2022]. In: Einsicht 2022. Bulletin des Fritz Bauer Instituts
  • Prescribed Anti-Racism? Historic and Contemporary Challenges to a Global Memory Imperative” [Rezension von: Gilbert, S./ Alba, A.: Holocaust Memory and Racism in the Postwar World]. In: KULT_online 61 (2020)
  • At the Limits of Transformation? Human Rights Education Between Colonial Conditions and Emancipatory Counter-Projects [Rezension von: Zembylas, M.& Keet, A. (eds.): Critical Human Rights, Citizenship and Democracy Education, Entanglements and Regenerations. London: Bloomsbury, 2018]. In: KULT_online 57 (2019)

Vorträge, Workshops und Veranstaltungen

  • 2021
    Organisation eines Panels zu Memory and the Future für die (digitale) Jahreskonferenz der Memory Studies Association
  • 2020
    Organisation und (digitale) Durchführung der internationalen Konferenz Memories for the Future? Narrating Horizons of Hope in Contemporary Politics out of History (JLU Giessen, gemeinsam mit Zoran Vuckovac)
ein (aufzu)lösendes Problem

„Widerspruch ist oft nicht primär ein (aufzu)lösendes Problem, sondern eine Antriebskraft, ohne die es nicht geht.“

Martin Nonhoff
Dekoloniale Wissensproduktion

„Dezentralisierende und dekolonisierende Wissensproduktion über Widerspruch, widersprüchliche Phänomene und widersprechende Prozesse ist eine herausfordernde Aufgabe.“

Kerstin Knopf
Ideal einer widerspruchsfreien Welt

„Wissenschaft war lange beseelt von dem Ideal einer widerspruchsfreien Welt, in der sich logische Ordnungen mit Gesellschaft, Politik, Kultur und Sprache verbinden sollten. Im GRK Contradiction Studies arbeiten wir an Beschreibungsmöglichkeiten für die Vielfältigkeit und Komplexität, die Gefährdung und Schönheit der Welt, die über Konzepte der Widerspruchsfreiheit hinausgehen.“

Michi Knecht
Paradoxie

„Die Grundlage des Rechts ist keine Idee als systematisches Einheitsprinzip sondern eine Paradoxie.“

Andreas Fischer-Lescano
Ist Widerspruch eurozentrisch?

„Ist Widerspruch ein eurozentrisches Konzept, operatives Phänomen und Machtinstrument?“

Kerstin Knopf