Portraitfoto Thomas Fujishima

Thomas Itsuo Fujishima

Vorstellungen des mehr-als-menschlichen Widerstands: Leben, Landwirtschaft und posthumane Politik in Japan

Wie gehen alternative Landwirte in Japan mit den ökologischen Umwälzungen um, die durch den Klimawandel und die Vernichtung der biologischen Vielfalt verursacht werden? Meine ethnografische Studie untersucht landwirtschaftliche Produktionslandschaften in Japan als Orte des artenübergreifenden Zusammenlebens. Im Mittelpunkt ihrer Heuristik steht „inochi“ – ein komplexer Begriff, der nicht nur mit moralischer Bedeutung aufgeladen ist, sondern auch die kollektive Subjektivität des „Lebendigen“ heraufbeschwört. Da unser Planet auf einen Zusammenbruch der Biosphäre zusteuert, erfordert die mögliche Manifestation von inochi als posthumane Gemeinschaften innerhalb nachhaltiger landwirtschaftlicher Umgebungen dringende Aufmerksamkeit.

Aufbauend auf der vitalistisch-materialistischen Theorie des einflussreichen japanischen Ökologen Imanishi Kinji umfasst die Methodik die Kartografie „hybrider Lebenslandschaften“, um die Räume, Flüsse und Körperlichkeit von inochi zu analysieren. Eine ausgedehnte Feldforschung im ländlichen Japan wird eine genaue Beobachtung und Zusammenarbeit mit Farmern ermöglichen. Die Dissertation wird die Ergebnisse mittels experimentellen Storytellings präsentieren und dabei „mehr-als-menschliche“ Verflechtungen in den Vordergrund stellen. Das Projekt basiert auf meinen Erfahrungen mit den Schäden der Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011, als ich auf dem japanischen Land arbeitete. Es steht auch im Zusammenhang mit Diskussionen innerhalb der Kulturanthropologie und der posthumanen Theorie, in denen feministische Wissenschaftlerinnen wie Rosi Braidotti und Anna Tsing Pionierarbeit bei der kritischen Analyse von Natur-Kultur-Assemblagen geleistet und damit das anthropozentrische Paradigma destabilisiert haben. Allerdings werden asiatische Perspektiven innerhalb dieses Diskurses marginalisiert. „Inochi” als Schlüsselkonzept kann daher dringend benötigten neuen Grund in den Environmental Humanities bereiten.

Forschungsinteressen
  • ​Kulturwissenschaft & Anthropologie
  • Environmental Humanities​
  • Geschichte​
  • Posthumane Theorie
  • Denken & Gesellschaft in Japan​
Vita
  • Seit 06/2025 
    Wissenschaftlicher Mitarbeiter / Doktorand im Graduiertenkolleg 2686: Contradiction Studies, Universität Bremen
  • 10/2022 – 01/2025
    M. A. Transkulturelle Studien, Universität Bremen
    Thema: Japanese ‘life’ ontology against Anthropocene necropower: A posthuman exploration into the potentialities of inochi and seimei
  • 04/2006 – 03/2010
    B. A. Visual and Performing Arts, Kyoto University of Art & Design, JP
    Thema: Life on Sirius (ausgezeichnet mit dem Preis des Präsidenten für herausragende Leistungen)
  • 04/2014 – 03/2023
    Markenmanager & Mediendesigner beim Asian Rural Institute, JP
  • 04/2011 – 03/2014
    Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit beim Asian Rural Institute, Nasushiobara, JP
  • 05/2010 – 02/2011
    Leiter der Auslandsabteilung bei Sanwa Cine Equipment, JP
Vorträge, Workshops und Veranstaltungen
  • 11. – 14.02.2025
    Teilnahme Exploring Contradictions beyond Contradiction im Rahmen der 1st International Conference on Contradiction Studies, Universität Bremen
Lehre
  • SoSe 2025
    Seminar Geschichte(n) – Schulen – Theorien: Zentrale Begriffe einer global denkenden Ethnologie und Kulturwissenschaft, Universität Bremen
  • SoSe 2025
    Seminar Introduction to Social and Cultural Anthropology, Universität Bremen