Lilli Hasche
Transnationale Rechtskämpfe um Verträge für bessere Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten
Das globale Wirtschaftsgefüge ist durch eine transnationale Produktionsweise in Liefer- bzw. Wertschöpfungsketten geprägt, in denen strukturell Arbeiter*innen ausgebeutet und Menschenrechte verletzt werden. Transnationale Unternehmen produzieren mithilfe eines Geflechts an Subunternehmen und Handelspartner:innen. Diese Wertschöpfungsketten sind – neben nationalen und internationalem Recht – durch Verträge zwischen transnationalen Unternehmen, Lieferant*innen und deren Angestellten rechtlich gestaltet. Verträge ermöglichen arbeitsteilige Produktion, ko-konstituieren Lieferketten (rechtlich) und beeinflussen die konkreten Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeiter*innen weltweit.
Nach dem Boom von Corporate-Social-Responsibility-Initiativen versuchen neuere Ansätze Einfluss auf Verträge zu nehmen, mit dem Ziel diese so zu gestalten, dass Menschenrechtsverletzungen verhindert werden. Transnationale Rechtstheorie ermöglicht es, Vertragsnetzwerke als Recht zu untersuchen und Vertragsaushandlungen als Rechtskämpfe. Wie versuchen etwa Responsible-Contracting-Initiativen mit Modell-Vertragsklauseln und transnationale Gewerkschaftsnetzwerke in Arbeitskämpfen Einfluss auf Vertragsgestaltungen und -verhandlungen zu nehmen? Welchen Herausforderungen begegnen sie? Wie gehen sie mit Widersprüchen um?
Forschungsinteressen
- Postkoloniale und feministische Theorien
- Rechtsanthropologie/Recht und Gesellschaft
- Kritische Rechtstheorien (feministisch, postkolonial, materialistisch)
- postkoloniale und feministische Wissenschafts- und Technikforschung (STS)
- Postkoloniale Perspektiven auf Bremen
Vita
- 2017 – 2022
Rechtswissenschaft, Universität Bremen. - 2014 – 2018
M. A. Transkulturelle Studien, Universität Bremen und Paris I – Sorbonne-Panthéon - 2010 – 2014
B. A. Politikwissenschaft, Universität Bremen
Publikationen
- 2024
Die Überseestadt: Spiegel kolonialer Verhältnisse (mit Janne Jensen) In: Aselmeyer/Kamche (eds.) Bremen und der Kolonialismus, 50-54. Freiburg/Breisgau: Herder. - 2024
Ethnographie als Werkzeug (in) der Rechtswissenschaft In: Bahmer/Barth/Franz u.a. (eds.) Interaktionen: Internationalität, Intra- und Interdisziplinarität, 263-278. Baden-Baden: Nomos. - 2024
Decolonization Through Decolonial Reforming In: Debate: The World Health System After the Pandemic: Towards Equity and Decolonization? Verfassungsblog. - 2024
Towards Equity and Decolonization? An Introduction into the Blog Debate on the World Health System after the Pandemic (mit Jelena von Achenbach & Andreas Fischer-Lescano) In: Debate: The World Health System After the Pandemic: Towards Equity and Decolonization? Verfassungsblog. - 2023
The Colonial Making of Bremen’s Peri-Urban Port Area (mit Janne Jensen) In: Chatterjee, Chojnicka, Hornidge, Knopf, Shilliam, Faraclas, Ingersoll, et al (Hg.). Postcolonial Oceans, 219-236. Heidelberg University Publishing. - 2023
Babycaust? Keine Volksverhetzung! Die deutsche Justiz versagt bei der Bekämpfung von Holocaustverharmlosung und Aufstachelung zum Hass. In: Austermann, Fischer-Lescano, Kleffner, Lang, Pichl, Steinke und Vetter (Hg.) Recht gegen rechts: Report 2023, 307–314. Frankfurt am Main: S. Fischer, 2023. - 2019
Wessen Recht für wen? boasblog DCNtR. - 2019
Der Beginn menschlichen Lebens in der Abtreibungsdebatte Phase Eins – Regulierung von Schwangerschaft, Forum Recht, 4/2019.
Vorträge, Workshops und Veranstaltungen
- 18.11.2024
Organisation des Vortrag Erinnerungspolitik als Reparation? Perspektiven aus Namibia und Deutschland mit Laidlaw Peringanda und Fatou Sillah, Hafenmuseum Bremen - 09.10.2024
Podiumsdiskussion Wein aus Südafrika: Koloniale Ursprünge und transnationale Kämpfe mit Jamie-Lee Clarentia Geslin, Jonathan Bensley Appies, Deneco Dubé und Martin Lechner, DGB-Haus Bremen - 30.11.2023
Vortrag Rechtliche Rahmenbedingungen von Straßenumbenennungen in Bremen im Rahmen der Tagung Der Elefant im Raum, Haus der Wissenschaft Bremen - seit 2016
Konzipierung und Durchführung postkolonialer Stadtrundgänge durch die Überseestadt (Bremen) und Erstellung eines Audiowalks. Aufrufbar unter: https://ankerpunkte.ak-hafen.de/ - 20.07.2023
Vortrag Ethnografie als Methode (in) der Rechtswissenschaft im Rahmen der 63. Jungen Tagung Öffentliches Recht, Universität Hamburg - 23.10.2018
Vortrag Anbau, Handel, Verarbeitung, Prüfung und Qualitätsstandards von Baumwolle. Welche Rolle hat Bremen heute? mit Dr. Axel Drieling im Rahmen des Themensemesters Global Cotton, Faserinstitut Bremen - 19.10.2018
Vortrag Reflexionen über Konzeption und Durchführung postkolonialer Stadtrundgänge in ehemaligen Hafengebieten am Beispiel Bremen mit Janne Jensen im Rahmen des Symposium Häfen. Knotenpunkte der Globalisierung. Geschichte, Perspektiven, Musealisierung, Museum für Hamburgische Geschichte - 13.08.2018
Vortrag Baumwollbörse, Überseehafen und Qualitätsstandards. Was der Kolonialismus mit Bremen und seinem Baumwollhandel zu tun hat im Rahmen der Informatica Feminale/Ingenieurinnen-Sommeruni, Universität Bremen - 28.05.2018
Podiumsdiskussion King Cotton – Die Geschichte des globalen Kapitalismus mit Sven Beckert, Klaus Schlichte und Ohiniko Toffa, Universität Bremen - 15.05.2018
Vortrag Globaler Baumwollhandel postkolonial betrachtet mit Silke Betscher und Martina Grimmig im Rahmen der Exkursion Bremen-Liverpool – Postkoloniale Hafenstädte
Interviews
- 2022
Koloniale Spuren in Bremen – Wie Lilli Hasche vergessene Hafengeschichten erzählt.
Multimediales Interview im Weserkurier. Aufrufbar unter: https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteil-walle/so-ist-die-bremer-ueberseestadt-mit-dem-kolonialismus-verknuepft-doc7j8kuw0cj1cu1z4gi95 - 2021
Fallstudie: Postkoloniales Bremen – Die Städte und das Koloniale. Interview im Rahmen von Schall & Raum: Der Podcast über Architektur, Baukultur und Stadtentwicklung von Céline Schmidt-Hamburger. Aufrufbar unter: https://schallundraum.podigee.io/t19-s05_postcolonialcities