Prof. Dr. Martin Nonhoff

Im Rahmen meiner Professur für Politische Theorie an der Universität Bremen gilt gegenwärtig mein Forschungsinteresse vor allem vier Schwerpunkten. Vor dem Hintergrund einer breiten Auseinandersetzung mit kritischer Gesellschaftstheorie und Politischer Theorie der Gegenwart bildet die radikale Demokratietheorie den ersten dieser Schwerpunkte. Dabei vertrete ich eine Position, die radikale Demokratietheorie und Herrschaftskritik als zwei Seiten derselben Medaille betrachtet. Zweitens verbinde ich die radikale Demokratietheorie mit einem Interesse an Protestbewegungen, insbesondere den Platzbewegungen der frühen 2010er Jahre und an Protestbewegungen, die sich an der postkolonialen Situation festmachen. Drittens forsche ich im Feld der Macht- und Hegemonietheorie. Viertens schließlich bilden die politische Diskursforschung und dabei insbesondere methodische und methodologische Fragen der Diskursforschung seit vielen Jahren einen Fokus meiner Arbeit.

Am Forschungsfeld der Contradiction Studies interessiert mich vor allem die Analyse des Spannungsverhältnisses zwischen konkreten Praktiken der Regierung einerseits und konkreten Praktiken der Freiheit andererseits (J. Tully), weil ich hier einen wichtigen Ausgangspunkt für eine empirisch informierte radikale Demokratietheorie sehe. Darüber hinaus würde ich im Allgemeinen gerne mehr über die Spannung zwischen dem Gebot der Widerspruchsfreiheit und der politischen Notwendigkeit, mit Widersprüchen zu leben, lernen – und hoffe, dass das Graduiertenkolleg hierzu spannende Forschungserkenntnisse generieren wird.

Promotionsprojekte, die mich reizen, können im Zusammenhang mit radikaler Demokratietheorie stehen, aber auch mit politischer Bewegungsforschung; sie können eine Gegenwarts- oder einen genealogisch-historische Ausrichtung haben; ich habe auch große Erfahrung in der Betreuung von Arbeiten, die diskursanalytische Anteile haben. Im Kolleg stehe ich gerne als Ansprechpartner in Bezug auf politische Theorie, Sozialtheorie und Widerspruchstheorie im Allgemeinen zur Verfügung. Vor allem will ich mich aber dafür engagieren, dass das Kolleg ein spannender intellektueller Ort wird, an dem aber der soziale Austausch und der Spaß nicht zu kurz kommen!

Paradoxie

„Die Grundlage des Rechts ist keine Idee als systematisches Einheitsprinzip sondern eine Paradoxie.“

Andreas Fischer-Lescano
anhaltendes Widersprechen

„Die Geschichte der abendländischen Philosophie lässt sich verstehen als ein anhaltendes Widersprechen und als eine anhaltende Auseinandersetzung mit Widersprüchen.“

Norman Sieroka
Dekoloniale Wissensproduktion

„Dezentralisierende und dekolonisierende Wissensproduktion über Widerspruch, widersprüchliche Phänomene und widersprechende Prozesse ist eine herausfordernde Aufgabe.“

Kerstin Knopf
relational

»Zunächst dachte ich, Widerspruch ist immer eine relationale Sache; je mehr ich aber darüber nachdenke, um so eher meine ich, Widerspruch ist relationierend.«

Ingo H. Warnke
Stadt

„Die Stadt ist nicht nur ein Labor der Moderne, sondern auch ein Labor von Widersprüchen.“

Julia Lossau