Contradiction Studies

Das Nicht(s)-Wollen wollen: Mittelalterliche Perspektiven auf ein volitionales Paradoxon

Prof. Christian Schneider (U Osnabrück)

13.06.2024 16:15 17:45 Uhr

U Bremen GRA 2 0030 & online

Mittelalterliche Auseinandersetzungen mit dem menschlichen Willen finden vor dem Hintergrund einer besonderen Spannung statt: derjenigen zwischen dem, in der Regel frei gedachten, Eigenwillen des Menschen und dem ihm gegenübergestellten Willen eines ‚Anderen‘, insbesondere dem Willen Gottes. In der christlichen Tradition ist diese Spannung in der Gebetsbitte Fiat voluntas tua, ‚Dein (nicht mein!) Wille geschehe‘, prägnant zum Ausdruck gebracht. Am vielleicht radikalsten hat sie die mittelalterliche Mystik entfaltet und einer Lösung zugeführt, die auf ein Paradoxon hinauszulaufen scheint: das Nichts-Wollen zu wollen. Aber auch außerhalb von Theologie und Mystik spielt die Spannung zwischen Wollen und Nicht(s)-Wollen eine erhebliche Rolle. Der Vortrag skizziert unterschiedliche Perspektiven mittelalterlicher (und frühneuzeitlicher) Texte auf das volitionale Paradoxon, das Nichts-Wollen zu wollen. Dabei wird auch der Versuch unternommen, eine Brücke zu anschlussfähigen Gegenwartsdiskursen zu schlagen, wie etwa dem (Un-)Verfügbarkeitskonzept der soziologischen Resonanztheorie.

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Normhierarchie

„Wenn sich gesellschaftliche Widersprüche im Recht widerspiegeln, kann das Recht keine widerspruchsfreie Normhierarchie ausbilden.“

Andreas Fischer-Lescano
Stadt

„Die Stadt ist nicht nur ein Labor der Moderne, sondern auch ein Labor von Widersprüchen.“

Julia Lossau
Zwischenraum

„Der Widerspruch des Rechts bei Derrida liegt in dem Zwischenraum, der die Unmöglichkeit einer Dekonstruktion der Gerechtigkeit von der Möglichkeit der Dekonstruktion des Rechts trennt.“

Andreas Fischer-Lescano
täglich

„Leben in Widersprüchen ist das, was wir täglich erleben. Warum wissen wir darüber so wenig?“

Gisela Febel
ein (aufzu)lösendes Problem

„Widerspruch ist oft nicht primär ein (aufzu)lösendes Problem, sondern eine Antriebskraft, ohne die es nicht geht.“

Martin Nonhoff