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Erinnerungspolitik als Reparation? Perspektiven aus Namibia und Deutschland

Laidlaw Peringanda (Chairman of the Namibian Genocide Association) & Fatou Sillah (Stadtteilinitiative Walle Entkolonialisieren)

18.11.2024 18:30 20:30 Uhr

Hafenmuseum Bremen

Oftmals wird Erinnerungspolitik materiellen Formen der Reparation gegenübergestellt. Mit der Absicht dieser Vereinfachung etwas entgegen zu setzen, haben wir Laidlaw Peringanda zu einem Vortrag mit anschließendem Gespräch eingeladen. Laidlaw Peringanda ist Ovaherero-Aktivist, Künstler, Vorsitzender der Namibian Genocide Association und Gründer des Swakopmund Genocide Museums. Anknüpfend an Peringandas erinnerungspolitische Arbeit und die Aktivitäten der Stadtteilinitiative Walle Entkolonialisieren bringen wir die Diskussion um Erinnerungspolitik mit der Debatte um Reparationen zusammen. Dabei geht es insbesondere darum, die Erfahrungen aus Bremen und Swakopmund in Beziehung miteinander zu setzen. Beide Städte haben durch ihre geografische Lage einen starken Bezug zur kolonialen Seefahrt. So kam Adolf Lüderitz, der mit seinem Meilenschwindel einen maßgeblichen Beitrag zum deutschen Kolonialismus lieferte, aus Bremen und der Reeder und Kolonialist Adolph Woermann aus dem benachbarten Hamburgund Swakopmund ist noch heute das Paradebeispiel für deutschen Siedlerkolonialismus. In Swakopmund wie in Bremen werden kritische Perspektiven auf dieses koloniale Erbe nach wie vor an den Rand gedrängt. Die historische Kontextualisierung öffentlicher Orte in der Stadt fehlt entweder oder wird einseitig interpretiert.

Auch Forderungen nach materieller Reparation werden in Deutschland noch nicht ausreichend zur Kenntnis genommen. Doch der Protest gegen diese hegemoniale Erinnerung wird lauter .Wir wollen diskutieren, welche Schritte erforderlich sind, um unterschiedliche Aspekte der Dekolonisierung zusammen zu denken.

Vortrag von Laidlaw Peringanda Feiern und Verleugnen: Selektive Erinnerungskultur in Swakopmund

Gespräch mit Fatou Sillah

Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Lautsprache statt.

Mehr Informationen bei Lilli Hasche (GRK Contradiction Studies)

Mitveranstalter:innen: Stadtteilinitiative Walle Entkolonialisieren & Hafenmuseum Bremen

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Erdung

„Die fachwissenschaftliche Geographie steht für eine gewisse Erdung der Widerspruchsthematik sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht.“

Julia Lossau
relational

»Zunächst dachte ich, Widerspruch ist immer eine relationale Sache; je mehr ich aber darüber nachdenke, um so eher meine ich, Widerspruch ist relationierend.«

Ingo H. Warnke
Afterlife of colonialism

“Contradiction comes in many different forms. None is so debilitating than when the coloniser transitions, textually not politically, to decoloniality without taking the responsibility for the afterlife of colonialism, which they continue to benefit from. Self-examination and self-interrogation of the relations of coloniality, a necessity, seem nearly impossible for the coloniser who continues to act as beneficiary, masked in the new-found language of White fragility, devoid of an ethical responsibility of the very system of White domination they claim to be against.” (Black Consciousness and the Politics of the Flesh)

Rozena Maart
täglich

„Leben in Widersprüchen ist das, was wir täglich erleben. Warum wissen wir darüber so wenig?“

Gisela Febel
Bhabha zu Aufklärung und Kolonialität

„Homi Bhabha sagt über den Widerspruch zwischen den Idealen der Aufklärung, dem Anspruch auf Demokratie und Solidarität und der gleichzeitigen Kolonisierung und andauernden Kolonialität: ‚Diese ideologische Spannung, die in der Geschichte des Westens als despotische Macht im Moment der Geburt von Demokratie und Moderne sichtbar wurde, ist noch nicht angemessen in einer widersprüchlichen und kontrapunktischen Diskurstradition beschrieben worden.‘“

Kerstin Knopf