Qualifizierungsprogramm

Das Graduiertenkolleg ist ein Ort der Qualifizierung vor allem von Doktorand*innen. Dabei wird Ihr fokussiertes Forschungsprojekt mit dem Ziel der Promotion mit einer individualisierten und strukturierten Qualifizierung für unterschiedliche Berufsfelder verbunden.

Sie werden dabei nicht nur für Forschung und Lehre qualifiziert. Die im Kolleg erworbenen Kompetenzen sind zugleich für weitere öffentliche und privatwirtschaftliche Berufsfelder von Bedeutung. Wir bilden auch Entscheider*innen in staatlichen und nicht-staatlichen Institutionen sowie in partizipativer Demokratie aus, für politische Bildung und Politikberatung, für Kulturvermittlung, Organisationsentwicklung und Medien sowie für internationale Zusammenarbeit und Diplomatie.

Das durch viele Angebote und Wahlmöglichkeiten gekennzeichnete Qualifizierungsprogramm hat drei übergeordnete Ziele: (i) eine frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit mit dem Ziel der Promotion innerhalb von drei Jahren, (ii) die Einübung und Umsetzung von Interdisziplinarität und (iii) die Förderung von internationaler Zusammenarbeit. Über 80 % Ihrer Arbeitszeit als Doktorand*in steht Ihnen ausschließlich für Ihr Promotionsprojekt zur Verfügung. Der Arbeitsprozess wird durch definierte Meilensteine, vor allem im ersten Jahr, übersichtlich und verbindlich strukturiert. Ihre exzellente disziplinäre Forschung mit interdisziplinärer Kontextualisierung im Kolleg wird durch internationale Kooperationen unterstützend gerahmt.

Worauf zielt das Qualifizierungsprogramm?

Wir fördern Sachkompetenz in qualitativ hochwertiger Forschung der Contradiction Studies, wir unterstützen Sie im Ausbau Ihrer wissenschaftlichen Strukturierungskompetenz unter Einschluss von Arbeits- und Schreibtechniken, wir bieten Ihnen internationale Dialogerfahrungen und fördern Kompetenzen in Global Knowledge, nicht zuletzt Diversitäts- und Transkulturalitäts-Kompetenzen, und wir bieten einen Raum, in dem Sie rhetorische und soziale Kompetenzen im Umgang mit Widerspruch erlernen. Dies alles nicht zuletzt mit dem Ziel, Ihre Reflexionskompetenz im Umgang mit Widersprüchen auszubauen.

Betreuung Ihres Promotionsprojekts

Die wissenschaftliche Beratung, Begleitung und Vernetzung der Promovierenden erfolgt in der Regel in Betreuungstandems aus zwei Professor*innen, Postdocs können auch beteiligt werden. Das Betreuungsteam kann aus unterschiedlichen Fächern kommen und damit disziplinäre und interdisziplinäre Fachkompetenz zugänglich machen. Ein*e Betreuer*in kommt aus dem engeren Fach, in dem die Dissertationsschrift verfasst wird. Die Betreuungsteams können auf Wunsch der Kollegiat*innen erweitert werden. Angestrebt sind Betreuungsteams, die eine disziplinäre, interdisziplinäre und ggf. internationale Begleitung ermöglichen sowie Beratung, Vernetzung und Diversität für Doktorand*innen bieten.

Planbarkeit und Selbstständigkeit durch verbindliche Module

Das Qualifizierungsprogramm ist modular aufgebaut und ermöglicht eine individualisierte und planbare Qualifizierung. Die Module fördern wissenschaftliche Kompetenzen und tragen zur interdisziplinären Dialogkompetenz bei. Zur individualisierten Planung der Promotionszeit stehen Ihnen die Betreuer*innen sowie die Koordinator*innen des Kollegs zur Verfügung. Vier Module strukturieren das Qualifizierungsprogramm:

In den Modulen 1 und 2, die für alle Doktorand*innen des Kollegs obligatorisch sind, haben Sie die Möglichkeit, Ihr eigenes Projekt umzusetzen, zu reflektieren und interdisziplinär zu gestalten. Dazu gehören eine Einführung in die Contradiction Studies im Rahmen einer Toolbox, die Schulung im Forschungsdatenmanagement, ein regelmäßig stattfindendes Forschungskolloquium, die Teilnahme an einer internationalen Konferenz zu Contradiction Studies an der U Bremen sowie eine internationale Tagungsteilnahme. In Modul 3, das als Wahlpflichtmodul organisiert ist, erreichen Sie durch freie Kombination unterschiedlicher Formate 10 Kollegpunkte. Dazu gehören Möglichkeiten der eigenverantwortlichen Planung der Veranstaltung Debating Contradiction Studies, die Möglichkeit der akademischen Lehre mit Mentoring, von Co-Teaching, der Publikation eines wissenschaftlichen Papers sowie eines internationalen und durch das Kolleg finanzierten Forschungsaufenthalts oder ein Praktikum. Wir beraten Sie frühzeitig zu den Optionen und bieten Ihnen hier größtmögliche Selbstständigkeit in der Umsetzung des Moduls. In Modul 4, das vollkommen optional ist, haben Sie die Gelegenheit der überfachlichen Weiterqualifizierung, etwa in Schreiblaboren, durch Fremdsprachenerwerb oder Schulung im Selbstmanagement.

Peer-Mentoring

Zu Beginn der Promotionsphase bilden sich kleine Peer-Mentoring-Gruppen heraus, die während der gesamten Zeit an der U Bremen als eine Art Anker für Fellows fungieren. Diese Gruppen orientieren sich an der Idee der kollegialen Beratung, d.h. gegenseitige Beratung auf Augenhöhe: Im vertraulichen Rahmen tauschen sich Fellows untereinander über die Herausforderungen des Promovierens und des Arbeitens als Nachwuchswissenschaftler*in aus. Die Teilnehmer*innen der Gruppen geben sich wechselseitig Rat und Unterstützung. Die Peer-Mentoring-Gruppen werden durch die Koordination darin unterstützt, geeignete Formate und Strukturen des Austauschs zu entwickeln. Sie können sich dort außerdem mit bestimmten Themen oder Fragen, die in der Gruppe auftauchen, beraten lassen.

Laufbahnberatung

Das Kolleg bietet seinen Fellows ferner Laufbahnberatung in Einzelsitzungen an. In diesen Sitzungen können ganz unterschiedliche Fragen erörtert werden; beispielsweise: Wie bringe ich die Anforderung an Originalität mit derjenigen nach Anschlussfähigkeit im wissenschaftlichen Diskurs zusammen? Wie kann ich meine Dissertation innerhalb von drei Jahren abschließen und trotzdem das Gefühl haben, meinem Projekt gerecht zu werden? Was, wenn ich mir nicht sicher bin, ob die Wissenschaft überhaupt oder auf lange Sicht der richtige Ort für mich ist?

Sprachen

Das Graduiertenkolleg arbeitet mit Deutsch und Englisch als gleichberechtigten Sprachen.

Weitere Infos

Zum Vorstellungsgespräch eingeladene Bewerber*innen erhalten eine ausführliche Übersicht zur Modulstruktur des Kollegs. Außerdem wird das Qualifizierungskonzept auf einem Welcome Retreat im Juni 2022 detailliert vorgestellt.

Paradoxie

„Die Grundlage des Rechts ist keine Idee als systematisches Einheitsprinzip sondern eine Paradoxie.“

Andreas Fischer-Lescano
Illusion einer Einheit

»Foucault spricht vom Widerspruch als die Illusion einer Einheit

Ingo H. Warnke
anhaltendes Widersprechen

„Die Geschichte der abendländischen Philosophie lässt sich verstehen als ein anhaltendes Widersprechen und als eine anhaltende Auseinandersetzung mit Widersprüchen.“

Norman Sieroka
Bhabha zu Aufklärung und Kolonialität

„Homi Bhabha sagt über den Widerspruch zwischen den Idealen der Aufklärung, dem Anspruch auf Demokratie und Solidarität und der gleichzeitigen Kolonisierung und andauernden Kolonialität: ‚Diese ideologische Spannung, die in der Geschichte des Westens als despotische Macht im Moment der Geburt von Demokratie und Moderne sichtbar wurde, ist noch nicht angemessen in einer widersprüchlichen und kontrapunktischen Diskurstradition beschrieben worden.‘“

Kerstin Knopf
Normhierarchie

„Wenn sich gesellschaftliche Widersprüche im Recht widerspiegeln, kann das Recht keine widerspruchsfreie Normhierarchie ausbilden.“

Andreas Fischer-Lescano